Wir sind viele: Die neuen Vorständinnen* der Sorority
Protokolle von Nina Horcher
Die Sorority hat ihren neuen Vorstand gewählt – und wir wollen euch die neuen Gesichter an der Spitze unserer Squad nun offiziell vorstellen. Wer sind sie und was wünschen sich die Vorständinnen* für die Zukunft (von Frauen*)? Das haben wir Lisa, Sibel, Elena und Micòl gefragt und außerdem herausgefunden, welche Bullshitphrasen sie nicht mehr hören können.
Lisa Martha Janka, 25
Beruf: Digital Content Managerin
Sorority-Mitglied seit: 2019
Welche Frau* hat dich in deinem Leben am meisten geprägt?
Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, es gibt einige Frauen*, die mich in bestimmten Lebensphasen geprägt haben. Aber am meisten hat mich meine Schulfreundin Verena geprägt. Sie hat mir geholfen, selbstbewusster zu werden und mich in meinem Körper wohl zu fühlen. Mich nicht abhängig von der Meinung anderer zu machen, sondern meiner eigenen Leidenschaft zu folgen.
Was ist die Sorority für dich & warum hast du dich als Vorständin beworben?
Die Sorority ist für mich mehr als nur ein Verein oder Netzwerk. Ich denke da weiter zurück an die Frauenbewegung der 70er und wie sehr Frauennetzwerke Positives bewirken können. Das war bestimmt ein Beweggrund, mich für den Vorstand zu bewerben. Ich möchte mich engagieren für eine gerechtere Zukunft und vor allem für die Rechte von Frauen*. Der Austausch von Frauen* untereinander und der Support sind mir sehr wichtig.
Welche Zukunft wünschst du dir für (junge) Frauen*?
Für die kommenden Frauen*, wie meine Tochter, wünsche ich mir ein gerechtes Leben. Ich träume von einer Zukunft ohne jeglicher Diskriminierung und ohne Angst. Das wäre toll!
Welche Bullshitphrase kannst du nicht mehr hören?
Oh es gibt so einige Bullshitphrasen! Aber: „Lächle doch ein bisschen“ ist ein Klassiker.
Sibel Ada, 27
Beruf: Neurowissenschafterin
Sorority-Mitglied seit: 2017
Welche Frau* hat dich in deinem Leben am meisten geprägt?
Ohne Frage, meine Mama!
Was ist die Sorority für dich & warum hast du dich als Vorständin beworben?
Die Sorority ist für mich ein Safe-Space, ein Ort der Freundschaft, des Widerstands, ein Ort, den ich nicht missen will!
Welche Zukunft wünschst du dir für (junge) Frauen*?
Dass sich die Frauen* der Zukunft nur darüber wundern können, dass wir noch für Dinge wie Abtreibungs- und LGBTQI-Rechte kämpfen mussten, weil es schon weit in der verstaubten Vergangenheit liegt.
Welche Bullshitphrase kannst du nicht mehr hören?
Wer braucht Feminismus noch? Ist ja eh alles gleichberechtigt.
Elena Starmühler, 32
Beruf: Inhaberin und Geschäftsführerin einer Agentur
Sorority-Mitglied seit: 2019
Welche Frau* hat dich in deinem Leben am meisten geprägt?
In meinem ersten Job nach meinem Studium hatte ich eine extrem beeindruckende Vorgesetzte, deren Worte und Ratschläge bis heute nach hallen. Vieles aus dieser Zeit hat mich in den darauffolgenden Jahren und bei meinen ersten Schritten als Führungskraft begleitet. Sie war eine komplette Workaholic in einer sehr hohen Position, aber gleichzeitig war sie so nahbar, menschlich und extrem witzig. Und sie hat immer gesagt: „It’s all good. Wir finden eine Lösung. Denken wir zusammen nach.”
Was ist die Sorority für dich & warum hast du dich als Vorständin beworben?
Die Sorority steht für Vernetzung, für Wissens- und Erfahrungsaustausch, aber auch für sich gegenseitig den Rücken zu stärken, wenn person das Gefühl hat, alleine in der Arena zu stehen. Wir kämpfen an so vielen Fronten und Ebenen. Die Sorority gibt einer das Gefühl, nicht alleine zu sein. Wir sind viele! ❤️
Als Vorständin habe ich mich aus unterschiedlichen Gründen beworben. Aber vor allem deswegen, weil ich dazu beitragen möchte, die Sorority weiter zu tragen, viele Menschen zusammen zu bringen und dann gemeinsam richtig gute Dinge zu machen – wie das Patriarchat zerschlagen.
Welche Zukunft wünschst du dir für (junge) Frauen*?
Eine Welt, in der Frauen* ihre Handlungen nicht mehr kalkulieren müssen.
Welche Bullshitphrase kannst du nicht mehr hören?
Es gibt soooo viele, aber meine aktuellen favorites sind: “Gendern ist uns zu bürokratisch.“ oder „Die sollen sich nicht so anstellen.”
Micòl Gilkarov-Masliah, 24
Beruf: Podcasterin*
Sorority-Mitglied seit: 2019
Welche Frau* hat dich in deinem Leben am meisten geprägt?
Tatsächlich muss ich da ganz stark an meine Großmutter denken. Sie ist eine der beeindruckendsten Frauen*, die ich je getroffen habe: als sie mit meinem Großvater in den 50ern nach Paris kam, hatten beide… relativ wenig.
Mamie warf sich dennoch sofort ins Literaturstudium während Papy ins Militär eingezogen wurde. Später wurde sie Professorin an der Sorbonne, Direktorin des “Mémorial du Martyr Juif Inconnu” und Mutter dreier wunderschöner Kinder. Ich kenne sie zwar nur als Erwachsene, aber sie scheinen mir heute noch ziemlich leiwand zu sein. Meine Oma ist für mich der Inbegriff eines Freigeistes. Seit Jahren besucht sie ihre Freunde überall auf der Welt. Und wenn sie keinen Bock auf meinen Opa hat, dann bleibt er eben zuhause. Sie trinkt Whiskey wie kein*e Andere*r, trägt türkisen Eyeliner und Pantsuits, und wenn sie lacht, aus vollstem Herzen, hört es die ganze Nachbarschaft. Dafür liebe und bewundere ich diese Frau*.
Was ist die Sorority für dich & warum hast du dich als Vorständin beworben?
Als Isabella mir erzählte, dass nach neuen Vorstandsmitgliederinnen* gesucht wird, habe ich ein leises Kreischen von mir gegeben. Die Sorority ist für mich ein Safe Space, in dem ich zum ersten Mal für mich eingestehen durfte, wie wichtig es ist, einen Ort von Frauen* für Frauen* zu haben. Bei jedem Event, jeder Monatsversammlung durfte ich unglaubliche, inspirierende Frauen* kennenlernen, die mir so viel auf den Weg gaben, oftmals ohne mich überhaupt zu kennen.
Das ist für mich Solidarität in ihrer schönsten Form. Ich sehe die Sorority als Bereicherung in meinem Leben und hoffe, dass ich das irgendwie zurück, bzw. weitergeben kann.
Welche Zukunft wünschst du dir für (junge) Frauen*?
Letztens war ich auf einer Demo, wo mir eine Freundin* sagte, dass in einer Welt, wo wir, als Frauen* gelesene Menschen, immer wieder zurechtgewiesen werden, mein lautes Lachen, das manchmal so einiges übertönt, sich wie eine Revolution anfühlt. Ich wünsch’ mir eine Zukunft, in der Frauen* so laut oder so leise lachen, wie sie es wollen. Eine Zukunft, in der der Gender Pay Gap nicht mehr existiert, und Gender nicht mehr das bezeichnet, was dir “biologisch” zugeordnet wird. Aber das ist eine Debatte für einen anderen Tag.
Welche Bullshitphrase kannst du nicht mehr hören?
Die Welt wird sich nicht von heute auf morgen ändern, Micòl. Lass’ doch die Menschen die Arbeit machen, die tatsächlich etwas verändern können.