Dana Schmit – 10 Jahre Volleyball-Profi

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Volleyball-Profi Dana Schmit im Interview

 

Dana Schmit ist 27 Jahre alt und seit 10 Jahren professionelle Volleyballspielerin. Sie hat ihre Karriere in Österreich gestartet und seitdem in Deutschland, Frankreich, Finnland, der Schweiz und letztendlich Italien gespielt. Sie ist außerdem ein wichtiger Teil des Österreichischen Volleyball Frauennationalteams. Ihre Karrierehighlights umfassen Einsätze in der Champions League, Super Cup Siege, ein französischer Vizemeistertitel und eine Vielzahl an Länderspielen mit dem Nationalteam. Diese Saison hat sie sich einen großen persönlichen Traum erfüllt und spielt aktuell in der in der Ersten Italienischen Liga.

Warst du immer sportlich interessiert?
Nicht wirklich. Aber dadurch dass in unserer Familie immer viel Sport betrieben wurde, war ich schon immer damit konfrontiert und dann ging es eigentlich darum, dass ich mir etwas finden wollte, was mir liegt. Ich habe viel ausprobiert, Tennis, Skifahren, Fußball und da habe ich das erste Mal gemerkt, da ich Fußball so gern mochte, dass es eher der Teamsport ist, also das Miteinander, das mich da mitgerissen hat.

Ich habe gemerkt, dass man im Teamsport mehr gewinnen kann im Leben, nicht nur sportliche Erfolge, sondern auch Menschen. Das habe ich eben in der Familie gesehen, wie Sport die Persönlichkeit prägt und verändert und man dadurch sehr viele Menschen trifft und Freunde findet. Ich habe bei meiner großen Schwester, die auch Volleyball gespielt hat, gesehen, dass sie immer einen großen Freundeskreis hatte und einfach den Zusammenhalt bewundert. Mit diesen Leuten ist sie heute immer noch befreundet und das habe ich mir auch gewünscht. Sport verbindet.

 

Wann wusstest du, dass du Leistungssportlerin werden wolltest?
Relativ früh, als ich dann „meinen“ Sport gefunden habe, also Volleyball, mit 13, 14 Jahren. Da wusste ich schon, dass ich das machen will. In Österreich gab es damals nicht so viele Spielerinnen, die wirklich karrieremäßig ins Ausland gegangen sind und ich habe mir damals schon gedacht, wie cool das wäre, mein Geld mit dem zu verdienen, was mir Spaß macht und dann auch noch die Welt bereisen zu können. Das war dann in jungen Jahren mein erstes großes Ziel eigentlich, einmal nach Deutschland zu kommen.

 

Wie haben sich deine Ziele und Träume verändert, als du dann mit 17 nach Straubing gegangen bist? Ich habe zuallererst noch einmal gemerkt, wie sehr ich Leistungssportlerin sein möchte, weil ich sogar ein Jahr vor der Matura gegangen bin, was eine riesige Doppelbelastung war, mein erstes Jahr als Profi in Deutschland zu absolvieren und nebenbei die Schule in Österreich fertigzumachen. Aber nachdem ich das gemeistert habe, wusste ich, jetzt ist alles möglich.

 

Was sind deine bisher größten Erfolge?
Super Cup Sieg in Frankreich, Vizemeister in Frankreich, mein erster Champions League Einsatz und generell für mich persönlich, dass ich jetzt in Italien spielen darf, weil das eigentlich immer mein größter Traum war.

 

Welche weiblichen Vorbilder hast du?
Allen voran Karmen Kočar. Sie war damals in Straubing eine große Stütze für mich, sie war schon über 30, also hatte schon eine längere Volleyballkarriere hinter sich und einen sehr starken Charakter. Sie war damals unsere Kapitänin und hat das Team so gut geleitet. Sie hat mich damals mit 17 wirklich nett aufgenommen in diese Mannschaft, was nicht selbstverständlich war und sie hat mich unter ihre Fittiche genommen und mir Tipps gegeben, was damals einfach sehr prägend und auch festigend für mich war. Wir sind auch immer noch in Kontakt und sehen uns zumindest einmal im Jahr, sie ist und bleibt eines meiner größten Vorbilder. Wenn sie nicht gewesen wäre, wenn sie mich nicht so gut aufgenommen hätte, vielleicht hätte ich dann den Spaß verloren, vielleicht hätte ich dann aufgeben, weil ich ja mein allererstes Jahr allein war. Also an dieser Stelle ein großes Danke an Karmen.

 

Was ist das Schönste, was ist das Schwierigste am Leistungssportlerdasein?
Das Schönste ist definitiv, dass man wirklich regelmäßig viele Leute aus vielen verschiedenen Ländern kennenlernt und da teilweise wirklich Freundschaften entstehen, die für immer und ewig bleiben. Natürlich auch, dass man mit dem Geld verdient, was man wirklich gerne macht. Auch dass man regelmäßig neue Sprachen lernt. Vor allem aber die Erfolgserlebnisse, für die man hart arbeiten muss, die einem aber niemand nehmen kann. Rein privat lernt man Dinge wieder mehr zu schätzen, die man vielleicht für selbstverständlich nimmt, wie zum Beispiel Familie und Freunde, die man unterm Jahr nur sehr selten sieht. Das ist auch das Schwierigste am Leistungssportlerdasein, dass man sehr weit weg ist von zuhause und von Freunden und Familie, das Alleinsein ist vor allem am Anfang einer Saison in einem neuen Land mit neuen Teamkolleginnen immer eine Herausforderung. Ich führe auch seit 8 Jahren eine Fernbeziehung mit meinem Freund, was ebenfalls eine Herausforderung ist.

 

Wie sieht dein Alltag als Leistungssportlerin unter der Saison aus?
Man steht auf, frühstückt, geht dann zum Vormittagstraining, danach Mittagessen gefolgt von einem Powernap, dann Videoanalyse, danach wieder Training und abschließend eine Physioeinheit. Wenn wir am Wochenende auswärts spielen, dann ist vormittags Training, danach Anreise an den Ort, wo wir spielen, haben dann dort noch Videoanalyse und Abendessen und am nächsten Tag, Sonntag, ist dann immer Match. Bei einem Heimspiel ist meistens Samstag Training und Videoanalyse, manchmal auch Mentaltraining oder Physioeinheiten, je nachdem, was man braucht, Sonntag in der Früh ist nochmals Frühtraining und abends Match. Montag ist frei und am Dienstag geht alles von vorne los.

 

Was waren deine bisher größten Challenges?
Definitiv mein Bandscheibenvorfall, durch den ich 3 Monate ausgefallen bin, das war vom Körperlichen her das herausforderndste. Mental würde ich aber die Coronapandemie hervorheben. Ich durfte nicht verreisen und somit nicht nachhause, die anderen konnten nicht zu mir, keine Chance zu haben, irgendwen zu sehen, das waren schon richtig heftige 10 Monate. Ein Jahr hatte ich auch zwischen den Saisonen absolut keine Pause und habe den Sommer durchgehend mit dem Nationalteam verbracht, danach gleich wieder zu einem neuen Verein und in ein neues Land, da habe ich zum allerersten Mal gemerkt, dass ich das nicht kann, ein ganzes Jahr nur spielen, sondern dass ich auch ein bisschen leben will.

 

Wie würdest du die Situation von Frauen im Volleyballsport beschreiben?
Generell ist es schade, dass es so wenige weibliche Trainerinnen gibt, weil das vor allem für Frauenmannschaften so wichtig wäre. Frauen brauchen einfach mehr Einfühlungsvermögen auf emotionaler Basis, man muss Erfahrung damit haben, um in und mit einem Frauenteam überhaupt erfolgreich zu sein. Meiner Meinung nach kann man mit Frauen besser reden, aber wie gesagt, ich habe bisher nur eine Erfahrung gehabt mit einer Trainerin. Sie war aber eine der erfolgreichsten Trainerinnen. Was man allerdings jetzt schon merkt, ist, dass es viel mehr Frauen in Führungspositionen gibt, also Managerinnen, Sportdirektorinnen, etc… Das macht schon einen großen Unterschied, wenn eine Frau dirigiert, das Organisatorische funktioniert besser, sie gehen – größtenteils – anders mit Leuten um, anders mit Spieler:innen.

 

Was würdest du jungen Mädchen, die Leistungssportlerin werden wollen, raten?
Solange es Spaß macht und sie einen Traum haben, sollen sie definitiv dranbleiben. Wenn Leute sagen, dass du das nicht schaffst, vor allem auf das Körperliche bezogen, heißt es nie, dass du das nicht trotzdem schaffen kannst, das Körperliche ist so ein kleiner Prozentsatz, körperlich kann man so sehr an sich arbeiten mittlerweile. Es gibt so viele neue Studien, wie man an sich arbeiten kann, wie man schneller, stärker, besser werden kann. Das Wichtigste ist aber der Kopf, das Mentale, wenn man das wirklich will, dann schafft man das auch, da bin ich mir so sicher. Um das aber zu erreichen, also die mentale Stärke und das Durchhaltevermögen, dazu muss man mit sich selbst glücklich und mit sich im Reinen sein, muss auch allein sein können und nicht zu abhängig von anderen Leuten sein oder das Glück im Außen suchen, weil nur so kann man die harten Phasen, in denen man oft auf sich allein gestellt ist, durchstehen.

 

Was würdest du dir für die Zukunft des Frauensports generell wünschen?
Ich habe schon gemerkt, dass das Interesse generell mehr geworden ist, aber ich glaube immer noch, dass das Interesse für Männersport noch größer ist, vor allem in Österreich. Das geht aber für mich Hand in Hand mit der Problematik, dass in Österreich einfach der Großteil des Geldes in zwei Sportarten fließt: Fußball und Skifahren. Die Randsportarten kommen viel zu kurz, da müsste mehr gefördert werden, finanziell und strukturell. In den Randsportarten spielen auch viele Frauen, also würde das wahrscheinlich beide Probleme lösen, Randsportarten zu unterstützen unterstützt auch Frauen im Sport.

 

 

 

geschrieben von Timea Schmit

 

Weitere Quellen und Materialien:

Instagram – Dana Schmit