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Sorority X Theater: Der Fall Julia K – ein Stück True Crime

 

Unsere Sorority Theaterreihe ging in die zweite Runde und wir möchten dieses Erlebnis unbedingt mit euch teilen! Am 15. Jänner haben wir im Rahmen des „Sorority X Theater“ das Stück „Der Fall Julia K – ein Stück True Crime“, produziert vom Institut für Medien, Politik und Theater in Kooperation mit dem Volkstheater, besucht.

Worum geht es?

Es handelt sich bei der Produktion um eine Uraufführung, die aus einer intensiven Recherche der Dramaturginnen Emily Richards und Jennifer Weiß entstand, die dafür von Journalist:innen unterstützt wurden. Das Stück befasst sich mit dem Genre True Crime und der Frage, was sich hinter unserer Faszination dieser Geschichten über menschliche Gewalt und Tod verbirgt.

Konkret geht es um den wahren Kriminalfall von Julia K., die am 27. Juni 2006 im Pulkautal, Niederösterreich, spurlos verschwindet und deren Überreste erst Jahre später wiederentdeckt werden. Erst nach dem Fund kommt es zu einer Verurteilung, jedoch beteuert der Beschuldigte seither es nicht gewesen zu sein. Beweise gibt es nicht, nur eine Reihe von Indizien. Schnell wird deutlich, dass es bei dem Stück um viel mehr geht, als Julia K’s Fall. Es geht um das widersprüchliche, konservative Rechtssystem in Österreich und große gesellschaftliche Probleme. Es geht um Gewalt an Frauen-  die  immer noch nicht ernstgenommen wird.

Emotionale Achterbahn während der Aufführung

Der genannte Fall wird anhand von fünf Schauspieler:innen auf der Bühne untersucht. Dabei gehen sie durch sämtliche Akten, Polizeiberichte und Gerichtsprotokolle. Wobei sie verschiedenste Sichtweisen, Spekulationen und Theorien hervorheben, die immer wieder mit der Neubewertung der Hinweise und Indizien einhergehen. Die Zuschauer:innen werden so durch den Prozess geleitet, den die Darsteller:innen und Produzent:innen tatsächlich während der Aufbereitung dieses Stücks durchlaufen haben, inklusive allen Emotionen, Vorurteilen und Widersprüchen. So wird die Arbeitsweise der österreichischen Justiz in Frage gestellt und ethische Aspekte in den Raum geworfen.

Hintergrundgespräche mit Expert:innen sowie Rechercheausflüge unterstützten die Produktion des Theaterstücks, bei der auch die Schauspieler:innen selbst mitwirkten. Das Gefühlschaos dieses Arbeitsprozesses fließt in den Text mit ein und wird auf der Bühne sichtbar und im Publikum spürbar. Es ist ein hin und her zwischen Fakt und Fiktion. Am Ende liefert der fragwürdige Fall, so wie das Stück selbst, keine eindeutigen Antworten und wirft stattdessen viele Fragen auf über das System in dem wir leben.

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Sorority’s Extra

Im Anschluss an das Stück fand noch eine kleine Diskussionsrunde mit der Dramaturgin Emily Richards sowie einigen Schauspieler:innen statt. Hier konnten Fragen über das Stück und deren Produktion gestellt werden, eigene Standpunkte eingebracht und mehr über die Eindrücke der Darsteller:innen während der Proben erfahren werden.

Alles in allem war es ein sehr beeindruckender, spannender aber auch emotional aufwühlender Abend, der uns alle fasziniert aber auch zum Nachdenken angeregt hat. Wer das Stück noch nicht gesehen hat, dem lege ich es sehr ans Herz die nächste Chance zu nutzen! Es spielt nochmals einige Male im Mai.

 

Geschrieben von Kerstin Kraus