Hero:ine of the Month Esra Özmen





Esra da bomb !


Esra Özmen ist eine wahre Granate! Sie ist Musikerin, Dichterin, Kuratorin, Street-Workerin und Philosophin, die voller Überraschungen steckt. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Enes bildet sie das erfolgreiche Hip-Hop Duo EsRAP.  

1990 in Wien geboren, wuchs sie als eines von drei Kindern im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring auf. Zunächst lebte die Familie in einer Gastarbeiterwohnung – Zimmer-Küche-Kabinett, mit Duschkabine in der Küche und Klo am Gang. Später zog die Familie in den Gemeindebau Sandleitenhof. Beengte Verhältnisse, hart arbeitende Eltern und das Gefühl im Schatten einer Gesellschaft zu stehen, die Arbeiterkinder wie sie ablehnt, prägen ihre Kindheit.

Ihr Großvater kam in den 1960er Jahren als Gastarbeiter aus der von hohen Bergen umgebenen Stadt Izmit am Marmarameer. Ihr Vater ist Bauspengler und Dachdecker. Um es später einmal besser zu haben, soll Esra studieren. Anders als ihre Familie sehen ihre Lehrer:innen in Esra ein Klischee mit mangelnden Sprachkenntnissen und empfehlen ihr eine Sonderschule.




„Das Thema Bildung hat mir mein Leben schwer gemacht und viele Wunden hinterlassen, war aber auch immer ein Raum, den ich mir nehmen wollte.“



Mit 15 Jahren beginnt sie mit Hilfe der Sprache, die man ihr nicht zutrauen will, Gedichte zu schreiben, die schnell zu Rap-Texten werden. Sie widmet sich von Beginn an migrantischen Themen, schreibt über Diskriminierung, Fragen zu Identität und Zugehörigkeit. In Jugendzentren kann sie ihr Talent unter Beweis stellen und feiert dort ihre ersten Konzerte.
Gegen der Empfehlung ihrer Lehrer:innen wagt Esra nicht nur den Übertritt aufs Gymnasium, sondern macht auch als erste in ihrer Familie die Matura. Sie studiert konzeptionelle Kunst an der Akademie der bildenden Künste und promoviert zusätzlich in Philosophie.







Lange versteht sie Rap lediglich als Hobby, das ihr auf ihrem akademischen Weg hin zu einem besseren Leben Mut und Zuversicht gibt. Rapperin als Beruf von dem sie auch leben kann – das kann sie sich lange nicht vorstellen.
Erste Songs veröffentlichen EsRAP online, schon bald gehen ihre Songs viral und und 2019 entsteht schließlich das erste Album „Tschuschistan.

Ihre Musik ist wie Esra selbst: laut, mehrsprachig, lebenshungrig, politisch und voller Überraschungen. Heute ist EsRap ein fester Bestandteil der Wiener Musikszene und strahlt weit über das österreichische Bundesgebiet hinaus. Dem Talent des Duos begegnet man auch in Berlin, Hamburg oder dem Ruhrgebiet. Mit ihrem letzten Album „Gasmac Gilmore aus dem Herbst 2023 geht es nur mehr hoch hinaus.



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„Ich bin hungrig auf das Leben. Ich hab Bock“



Esra ist eine Frau, die ständig in Bewegung ist. 2018 und 2019 eröffnete sie die Wiener Festwochen. 2020 und 2021 kuratierte sie das Wiener Popfest. Sie gründete und leitet einen Rap-Chor in Wien Ottakring, hält Workshops in Schulen und Jugendzentren. Für ihr großes Engagement für Mädchen und Frauenförderung durch Kunst erhielt sie 2017 den Frauenringpreis*.

Esra möchte mehr als ein Vorbild sein. Ihre Agenda ist es, einen großen Raum hinter sich zu schaffen, den andere mit ihren eigenen Talenten füllen können. Mit viel Mitgefühl und Verständnis möchte sie Perspektiven junger Künstler:innen sichtbar machen und Mädchen und Frauen darin bestärken, sich auch in männerdominierten Branchen eigene Plätze zu erobern.


 „Ich wünsche jedem Menschen Migrationshintergrund“



Esras Werdegang lehrt uns, dass Migrationsgeschichten kein Makel sind, die es zu überwinden gilt. Sie sind Perspektiven, die uns bereichern können. Diese Frau macht Mut, wenn sie sagt: „Wir müssen uns selbst erforschen, frei von Druck Räume erschließen, in denen wir sein und werden können. Denn wir haben alle Geschichten, die uns prägen.“

Wir dürfen gespannt sein, was diese Frau noch alles in Bewegung setzt. Sicher ist, Esra Özmen wird nicht aufhören systemische Probleme zu benennen, Machtverhältnisse in Frage zu stellen und dabei wunderbare Kunst zu schaffen.



* Seit 2011 verleiht der Österreichische Frauenring den Frauenring-Preis für besondere Leistungen nach feministischen Grundsätzen.








Geschrieben von Marta Suzama








Quellen und Infos

Interview Wie Herkunft unser soziales Leben prägt

Musik Sprengstoff

Instagram Esra Özmen  EsRAP

Sendung Willkommen Österreich

Wiki Esra Özmen

Interview Biber Magazin

Standard Ich genieße mein abgefucktes Leben

Foto: migglpictures / Hans Juergen Gernot Miggl
Manfred Werner Wiener Festwochen