What´s on my Mind?
Ich sehe Sternchen.
Dank Mareike Fallwickls “Die Wut die bleibt”, weiß ich, dass es dank Glotis•schlag genauso einfach ist, Kolleg•innen zu sagen, wie um•armen oder Oster•ei. Deshalb bin ich doch ein wenig erstaunt, wenn der ORF ankündigt, aufgrund von Publikumsbeschwerden eben diese Pause (“Kolleg•innen”) mit der Verwendung der weiblichen und männlichen Form (Kolleginnen und Kollegen) zu ersetzen. Nichtbinäres Publikum soll sich scheinbar mitgemeint fühlen.
Ich bin erstaunt. Ich bin wütend.
Mein Staunen schlägt in Wut um (und ja, die bleibt!), wenn die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihr Stellvertreter – “Ich sage nicht Landeshauptfrau sondern Frau Landeshauptmann” – Udo Landbauer ein Genderverbot im amtlichen Schriftverkehr verkünden.
Während die einen im Sinne der Inklusion argumentieren, zeigen die anderen, worum es ihnen wirklich geht: “dem Genderwahn ein Ende setzen”. Oder besser gesagt: sämtlichen Gleichstellungsbemühungen so schnell es geht den Garaus machen.
Mich überrascht diese Gesinnung nicht. Aber sie macht mir Angst.
Ich habe Angst.
Ich habe Angst vor einem gesellschaftlichen Backlash, der Frauen und als Frauen Gelesene nicht nur sprachlich, sondern auch gesellschaftlich wieder unsichtbar zu machen droht. Ich habe Angst vor Erschöpfung, sodass wir Kraft und Mut verlieren, für soziale, politische und ökonomische Gleichberechtigung einzutreten.
Und ich habe Angst vor mir selbst, weil ich Menschen, die Maßnahmen wie ein Genderverbot unterstützen, nicht verstehe. Es gelingt mir einfach nicht, mich in ein Gegenüber hineinzuversetzen, das sich beim ORF darüber beschwert, dass Moderator:innen zwischen Moderator und innen eine halbe Sekunde innehalten.
Und ich mache weiter.
Aber gegen Angst hilft nur eines: durchatmen, zusammenhalten und fröhlich weiter gendern. Bis auch die Letzten Sternchen sehen.
Geschrieben von Monika Dauterive
Quellen und Infos:
Buch Mareike Fallwickl, DieWut, die bleibt
Standard Artikel Genderverbot kommt noch diesen Sommer