Diversity ist mehr als nur ein Statement

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“Diversity” ist in den letzten Jahren ein richtiges Buzzword geworden. Es darf bei keiner guten Unternehmensplanung und -kultur mehr fehlen. Alle trendigen Start Up- und Tech Events haben mindestens eine Diskussionsrunde über Diversität in der Branche auf dem Programm. Versteht mich nicht falsch, Diversität ist definitiv die Zukunft. Ich kann mir keine Gesellschaft mehr vorstellen, die nicht auf eine gleichberechtigte Herangehensweise aufmerksam macht und auf ein vielfältiges Entscheidungsgremium setzt. Jedoch bemerke ich zwei Probleme, die diese Entwicklung mit sich bringt: Zum einen das Pinkwashing, und zum anderen den steigenden Rückschlag gegen alles, was sich dem Thema Gleichberechtigung widmet.



Die Folgen des Pinkwashings



Unter Pinkwashing versteht man eine Strategie, in der Unternehmen und/oder Organisationen die FLINTA- und LGBTQ+ Bewegung sowie deren Werte nach außen zu unterstützen scheinen, um ein Produkt oder eine Organisation anzuwerben. Im Hintergrund wird die Bewegung jedoch nicht unterstützt, der Vorwand dient allein zu Marketingzwecken und soll eine positive und moderne Beziehung zur Marke schaffen.

Heutzutage möchte sich jedes Unternehmen als äußerst tolerant positionieren, unter anderem, um neue Mitarbeiter:innen, vor allem der Gen Z anzuwerben, die mehr und mehr auf feministische Werte und Diversitätsstrategien Wert legen. Obgleich viele (größere) Unternehmen auch eine aktive Diversitätsstrategie führen, herrschen im Büroalltag noch massive Ungleichheiten wie unsensible Sprache, Sexismus oder Chancenungleichheiten. Eine erfolgreiche Diversitätsstrategie erfordert viel Zeit, Budget, Ressourcen und allen voran muss sie von der Führungsebene vorgelebt werden, um Teil der Unternehmenskultur zu werden. Leider wird auch hier oft an Geld und Ressourcen gespart, und ein mickriges Dokument, das auf ein tolerantes Miteinander hinweisen soll, reicht mir nicht. Sexismus geht tiefer. Diskriminierungen sind Teil eines kapitalistischen und patriarchalen Systems, welches kommentarlos weitergeführt wird. Unsere Arbeitsplätze sind hauptsächlich von Männern für Männer gemacht – da bleibt nicht viel Raum für die Bedürfnisse weiblicher oder queerer Personen, ganz zu schweigen von BIPoC, Personen mit Behinderung oder Migrationshintergrund.

Diversität ist mehr als nur ein Slogan. Ein vielfältiges Team hat vielfältige Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, um motiviert in den Tag zu starten und ein positives Arbeitsergebnis zu liefern. Und diese Bedürfnisse sind mit Obstkörben oder zusätzlichen Homeoffice Tagen nicht gedeckt.




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Warum “alle” von Gleichberechtigungsdebatten genervt sind



Je mehr Rechte und Freiheiten sich queere und weiblich-gelesene Personen erkämpfen, desto prominenter wird der Rechtsruck. Wir können es bereits in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern sehen. Die Auswirkungen sind nicht nur äußerst gefährlich, sondern zeigen einmal mehr, wie wichtig der Kampf für Gleichberechtigung ist. Auch im täglichen Diskurs bemerke ich, wie mehr und mehr Männer, die sich im Vorfeld feministisch geäußert haben, sich von dieser Einstellung entfernen. Sie beschweren sich über die Gleichberechtigungsdebatte und vergleichen Feminist:innen teilweise mit Nazis oder ähnlichem. Typische Täter-Opfer-Umkehr. Aber klar: Wer gibt schon gerne Privilegien auf? Mehr und mehr Personen, die nicht weiß oder männlich sind, übernehmen Führungspositionen. Das kann Angst machen, wenn man(n) seinen Wert mit seinem Arbeitsplatz verknüpft. Vielmehr aber kann es auch eine Chance sein, die Gesellschaft friedlicher, bunter und vor allem gerechter zu gestalten. Denn nur, wenn wir die Vielfalt fördern und sichern, erschaffen wir einen Raum, indem sich unser Potential grenzenlos entfalten kann, und damit tragen wir zu einer besseren Zukunft bei.

Und, um es ein für alle Mal festzuhalten: Diversität ist nicht deine Konkurrenz, Bro, sondern deine Erfolgsstrategie.



Was können wir tun?


Wachsam sein. Die Stimme erheben. Laut werden, sobald du das Gefühl hast, dass Perspektiven außer Acht gelassen werden. Denn wir alle haben ein Recht darauf, uns so zu entfalten, wie wir sind, und damit in Freiheit und Sicherheit zu leben. Wir müssen es schaffen, den öffentlichen Diskurs wieder auf das Wesentliche zu lenken: nämlich die Inklusion aller Menschen, die in unserer Gesellschaft leben. Auf Missstände aufmerksam machen und Solidarität mit den Betroffenen zeigen. Banden schließen und sich gemeinsam stark machen. Für eine bessere und gerechtere Zukunft.



Geschrieben von Kerstin Kraus