Clashing Differences







Die feministische Satire Mini-Serie „Clashing Differences“ erlebt gerade einen Hype im Internet. Grund genug für uns, sie genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bereits der Einspieler wirft uns ohne Umschweife direkt in den Ausgangskonflikt: Drei Weiße Frauen, Vorständinnen des fiktiven Vereins “House of Womxn” bekommen den Auftrag für eine internationale Frauenkonferenz ein Panel zu organisieren – “das muss aber dringend diverser werden, sonst steht der Slot auf der Kippe”. Dazu laden sie eine queer-feministische Gruppe in ihr Vereinshaus in einem abgelegenen Ort irgendwo in Brandenburg ein. Was nach Idylle klingt, wird schnell zu einer unangenehmen Get-Out-Situation. 

Intersektional Total!


In einer kammerspielartigen Inszenierung fliegen uns alle Begriffe aus dem Diskurs der Identitätspolitik um die Ohren. Den Betrachter:innen bleibt kaum Zeit diese einzuordnen, denn die Dialoge sind von Beginn an schnell und hitzig.

Die sechs eingeführten Personen treten als Repräsentant:innen unterschiedlicher Identitäten, Perspektiven und Ansprüche auf. Während Kisha (gespielt von Thelma Buabeng) Schwarze Identität und Rassismus auf die Agenda setzt, geht es Simone um die Dekonstruktion von Zuschreibungen, die sie als Frau und Mutter erfährt. Hinzu kommen nicht-binäre Lebensrealitäten und Generationskonflikte. Die Gleichzeitigkeiten der Probleme und Sichtweisen werden in den Dialogen schlagend, denn hier findet erst gar kein Gespräch im Sinne eines Austauschs statt. Die Protagonist:innen werfen lediglich mit Schlagworten um sich: Zerstörung des Patriachats, Misgendern, White Saviorism, Tokenism – kein Begriff aus aktuellen Diskursen wird ausgelassen.
Sobald der erste Champagner eingeschenkt ist, wird die Frage nach der Herkunft des spritzigen Getränks zur nächsten Streitfrage. Was ist Herkunft? Wer gehört zu einer marginalisierten Gruppe? Wer hat welche Privilegien? Was ist Diversität überhaupt? Sollte frau lernen, im Stehen zu pinkeln?



Die Serie macht sich lustig über verschiedenste feministischen Positionen ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. So unterschiedlich die Personen sind, so haben sie eines gemeinsam. Alle haben ein Problem des Zuhörens, alle fühlen sich unverstanden und sind in ihrem Schmerz allein. 
Beim Versuch, für das Panel ein gemeinsames Manifest zu verfassen, eskaliert jede und alles.
Erst, als abends rechtsradikale Neonazis die Villa belagern, findet die Gruppe Verständnis füreinander und kann in den Dialog treten. Nicht nur teilen sie ihre Motive und Bewunderungen füreinander, sie erkennen auch, dass ohne das Bewusstsein für diverse Bedürfnisse alles verloren ist.




Ein machtkritisches und antidiskriminierendes Filmprojekt

Die Regisseurin Merle Grimme stellt mit „Clashing Differences“ wesentliche Fragen unserer Zeit. Was bedeutet Freiheit? Was heißt es, Platz für Alle zu schaffen? Für die Macher:innen der Serie sind es die Strukturen, die nicht nur infrage gestellt werden, sondern auch geändert werden müssen. Um ein gleichberechtigtes Miteinander zu leben, braucht es Diversität nicht nur als Schlagwort. Nicht ein diverses Team bei einem Panel ist die Antwort. Es braucht vielmehr einen ganz neuen Ansatz und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Diversität. 

Wir finden, mit „Clashing Differences“ ist ein Beitrag getan. Vor und hinter der Kamera!






Geschrieben von Marta Suzama






Die Protagonist:innen:
Rabea Lüthi als Sus, Thelma Buabeng als Kisha, Jane Chirwa als Flora, Minh-Khai Phan-Thi als Simone, Şafak Şengül als Çena, Lisa Hrdina als Paula, Christine Wilhelmi als Hannah, Tucké Royale als Rieko, Anna Stieblich als Martha, Inka Friedrich als Elisabeth, Eva Bay als Luise 

Serie schauen auf Arte & ZDF

Regisseurin Merle Grimme

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