Die Geschichte des 8. März
Seit mehr als 100 Jahren demonstrieren Frauen am 8. März für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Internationaler Frauentag, Weltfrauentag, Frauentag oder auch der feministische Kampftag, zahlreiche Bezeichnungen sind im Umlauf. Aber was passiert da eigentlich und wieso?
Frauen waren schon immer unterschiedlichsten Formen von Benachteiligung ausgesetzt. Die ersten Frauenbewegungen formierten sich bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Industrialisierung hat Frauen im doppelten Sinn ausgebeutet. Einmal als Frauen und als Arbeiterinnen, waren sie in den Fabriken menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt. Eine Vielzahl an frauenpolitische Anliegen brachte auch ganz unterschiedliche Strömungen und Bewegungen hervor. Was alle gemein hatten war die Forderung nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Tradition des Internationalen Frauentages hat also in der Arbeiterinnenbewegung ihre Wurzeln.
Brot & Rosen
Um gegen die Arbeitsbedingungen zu protestieren gingen die ersten Frauen in den USA 1857 in den Streik. Zunächst waren es Textilarbeiterinnen in New York, schon bald schlossen sich Tabakarbeiterinnen und andere Fabrikarbeiterinnen ihnen an. Den Kampf für ein besseres Leben griff die erste Sozialistische Partei Amerikas (SPA) im Jahr 1908 auf. Die Idee zu einem eigenen nationalen Frauentag wurde im Jahr 1908 im neu gegründeten sozialistischen Frauenkomitee von Theresa Serber Malkiel, eine aus der Ukraine emigrierten Textilarbeiterin aufgeworfen.
Am 28.2.1909 war es dann soweit: Der erste Frauentag in den USA fand gemeinsam mit bürgerlichen Frauenrechtlerinnen und Sozialistinnen statt.
Drei Jahre später demonstrierten unter dem Motto Brot & Rosen in den USA Näherinnen für bessere Löhne und gegen Kinderarbeit. Brot stand für soziale Sicherheit, die Rosen für Lebensqualität. Brot & Rosen wurde zum Slogan der amerikanischen Frauenbewegung.
Erster Internationaler Frauentag
Der Erfolg amerikanischer Arbeiterinnen wehte ein Jahr später auch nach Europa. Auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen wurde auf Initiative der deutschen Frauenrechtlerinnen Clara Zetkin und Käte Duncker schließlich ein jährlicher Internationaler Frauentag beschlossen, um für die Interessen von Frauen zu mobilisieren. Ins Zentrum der Forderungen rückte hier das Wahl- und Stimmrecht und die Gleichberechtigung von Frauen.
Der erste Internationale Frauentag wurde am 19.3.1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz und den USA bestritten. Millionen von Frauen nahmen an Kundgebungen teil und demonstrierten für das Recht zu wählen, für ein Recht auf Arbeit, den Zugang zu öffentlichen Ämtern, Berufsausbildung und der Beendigung von Diskriminierungen. In Österreich demonstrierten etwa 20.000 Frauen auf der Wiener Ringstraße und forderten „Heraus mit dem Wahlrecht“.
„Dieser Internationale Frauentag ist die wuchtigste Kundgebung für das Frauenwahlrecht gewesen, welche die Geschichte der Bewegung für die Emanzipation des weiblichen Geschlechts bis heute verzeichnen kann.“ – Clara Zetkin, Frauenrechtlerin, 1911
Warum der 8.März?
Am 8.3.1917 demonstrierten die Arbeiter- und Soldatenfrauen im russischen Petrograd, dem heutigem Sankt Petersburg anlässlich des internationalen Frauentages in St. Petersburg und lösten damit die Februarrevolution aus, welche das Ende der zaristischen Autokratie zur Folge hatte.
Um die Rolle der Frauen in der Revolution zu würdigen, wurde auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen im Jahr 2021 in Moskau der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt.
Seither demonstrieren weltweit Menschen gegen geschlechtsspezifische Ungleichheiten und für die gerechte Teilhabe von Frauen an der Gesellschaft.
Feministischer Kampf in Wellen
Der vorerst letzte Frauentag in Österreich fand unter dem Motto „Kampf gegen Faschismus immer und überall“ statt. Im Nationalsozialismus war der Frauentag verboten und die Rolle der Frau auf das Muttersein beschränkt. Erst mit der politischen Aufbruchsstimmung der 68er-Bewegung erlangte der 8. März wieder an größerer Bedeutung. Frauen demonstrierten gegen die gesellschaftliche Unterdrückung, gegen Gewalt und für eine Kontrolle über ihre Gebärfähigkeit. 1975 erreichten die sozialistischen Frauen mit der „Fristenlösung“, die einen straffreien Schwangerschaftsabbruch bis zur 12 Schwangerschaftswoche ermöglicht, einen entscheidenden Erfolg. Gleichzeitig wurden mit der der Errichtung des Staatssekretariats für Allgemeine Frauenfragen während der SPÖ-Alleinregierung (1979) und Frauenreferaten Gleichstellungsfragen zum ersten Mal auf Regierungsebene behandelt.
Heute macht der Internationale Frauentag weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam und gilt in 27 Staaten als gesetzlicher Feiertag.
Hunderttausende Menschen demonstrieren am 8. März für eine gleichberechtigte Gesellschaft, gegen Gewalt, für Selbstbestimmung, bessere Arbeitsbedingungen und Geschlechtergerechtigkeit.
Denn Frauenrechte sind Freiheitsrechte, sind Menschenrechte.
geschrieben von Marta Suzama
Info und Quellen
Foto: Frauenwahlrechtstag. Demonstrationszug von 20.000 Frauen auf der Wiener Ringstraße am 19. März 1911. Aus: Wiener Bilder. Illustriertes Familienblatt, Nr. 12 vom 22.3.1911, Seite 9. Foto: Karl Seebald, © ÖNB
Illustration: Betriebsrat Bildung im Mittelpunkt (BiM)
Konstrast.at: Internationaler Frauentag: Das ist die Geschichte des 8. März
Frauen machen Geschichte: Autonome Frauenbewegung in Österreich