“Von Quotenfrauen und alten weißen Männern. Schluss mit Vorurteilen in der Arbeitswelt.” von Annahita Esmailzadeh

Eigentlich nimmt es der Untertitel bereits vorweg: Schluss mit Vorurteilen. Und dennoch ist frau versucht, diesem Buch genauso zu begegnen. Als bekannt wurde, dass die wunderbare Annahita Esmailzadeh ein neues Buch geschrieben hat, war die Vorfreude auf ein weiteres feministisches Manifest riesengroß!

Aber dieses Werk ist kein feministisches Manifest. Es ist nämlich viel mehr als das.

Ein hilfreiche Einführung in die Welt der Biases 

Zunächst führt uns die Autorin in die Welt der Biases (also unbewusste Voreingenommenheiten). Sie zeigt auf, wie diese funktionieren, wirken, und wie wir unsere Mitmenschen unbewusst einordnen.

Dank der anschaulichen Beispiele werden sich die meisten Leser:innen auch relativ schnell wiedererkennen – denn gefeit sind wir vorm Schubladendenken leider nicht. Bereits hier gelingt es Esmailzadeh, die Leser:innen abzuholen – Menschlichkeit steht über Urteil. Und dies hilft dabei, sich auf die darauf folgenden Kapitel einzulassen.

Fast keine Gruppe, die nicht mit Vorurteilen kämpft

Der nächste, wesentlich längere Teil widmet sich unterschiedlichsten Stereotype in der Arbeitswelt. Was hier besonders positiv auffällt ist, dass die Geschäftsfrau nicht nur die Schubladen beschreibt, in die sie selbst bereits gesteckt wurde. Vielmehr geht sie auch auf zahlreiche ein, in die sie so manche Kolleg:innen selbst gegeben hat. Und genau das macht ihr Buch so sympathisch, nahbar und folglich für eine sehr große Zielgruppe interessant.

Mit Hilfe von ansprechenden Grafiken, Beispielen aus ihrem Alltag und Zitaten von Expert:innen oder Betroffenen erklärt sie, weshalb Übergewichtigen weniger zugetraut wird, Ingenieur:innen für sozial inkompetent gehalten werden oder Arbeiterkindern zur Last gelegt wird, dass sie keine sechsmonatigen unbezahlten Berufspraktika absolviert haben.

Es gibt viel zu tun, für uns alle

Esmailzadeh schließt ihr Buch mit einer Liste an Handlungsempfehlungen – für Organisationen, Führungskräfte und Kolleg:innen. Gehaltstransparenz, anonymisierte Bewerbungsunterlagen oder anonymisierte Feedback-Kanäle sind nur ein paar der zahlreichen Empfehlungen, die sie als Instrumente für vorurteilsfreies Handeln herausarbeitet.

Und während einige dieser Vorschläge vor allem auf institutioneller Ebene gelöst werden müssen, ruft sie ihre Leser:innenschaft auf, positive Veränderungen selbst anzustoßen und mitzugestalten: “Lasst uns unsere eigenen Privilegien stets hinterfragen und verantwortungsvoll einsetzen – und vor allem unsere Denkschubladen stets offen lassen!”

Dieses Buch ist folglich eine unbedingte Empfehlung für alle, und besonders für jene, die glauben, dass sie vorurteilsfrei durchs Leben gehen.

Geschrieben von Monika Dauterive

Quellen und Infos

Cartoons von Schlorian