10 Jahre Sorority
10 Jahre Solidarity, Sister*!
Jetzt ist es schon zehn Jahre her, dass Sena Beganovic, Katharina Brandl, Therese Kaiser, Vera Mayer, Sandra Nigischer und Martina Schöggl, THE:SORORITY gründeten. Das Anliegen war, einen Raum zur Vernetzung zu schaffen, und eine Lobby, die Ungleichbehandlungen von Frauen* am Arbeitsplatz thematisiert. Allein die Tatsache, dass der Verein heuer das 10jährige Bestehen feiert, zeigt, dass dies gelungen ist.
“Wir möchten all jenen Inspiration & Fundament bieten, die Berufliches feministisch denken und die Gleichstellung am Arbeitsmarkt vorantreiben wollen”, steht auf der Website dieses Netzwerks, auf der auch rasch sichtbar wird, dass THE:SORORITY sich explizit an alle Frauen und als Frauen gelesenen Personen wendet, und das Netzwerk einen intersektionalen Ansatz lebt, in dem sich alle Frauen* begegnen können sollen. Oder, wie es jemand formuliert hat: “Jede Sister* ist willkommen. Wir sind einander wohl gesonnen”.
Anlässlich des runden Jubiläums werfen wir Schlaglichter auf einige Errungenschaften und Besonderheiten des Frauen*netzwerks THE:SORORITY, dieser solidarischen Schwesternschaft.
HERSTORY…
2014 als ein Gegengewicht zu männlichen Seilschaften gegründet, lag ein Schwerpunkt in den ersten Jahren des Bestehens der SORORITY, bedingt durch die Interessen und Hintergründe der Gründer*innen, auf Kunst- und Kulturveranstaltungen. Es wurden Podiumsdiskussionen, Lesungen oder die Veranstaltungsreihe femtrails organisiert, durch die auch Kooperationen im Kulturbereich wie ein Gastspiel bei der Diagonale oder eine monatliche Clubreihe mit weiblichen DJs und VJs entstanden.
… Meilensteine der SORORITY
Schlagzeilen machte THE:Sorority in den ersten Jahren ihres Bestens mit dem Business Riot, einem “Festival für Frauen, Arbeit und Unternehmerinnentum”, das auch von einer Publikation, “Business Riot ZINE” begleitet wurde. Das Festival (und somit auch THE:Sorority) erhielt sowohl in Österreich als auch in Deutschland ein breites Medienecho.
Das erfolgreiche Business Riot Festival wurde, eingebettet in das größere Rrriot Festival auch in den Folgejahren noch in Wien veranstaltet, dann jedoch unabhängig vom Verein Sorority.
In der Folge war ein weiterer wichtiger Meilensteine in der Geschichte der Sorority die Veranstaltungsreihe “No More Bullshit”, aus dem auch das gleichnamige Buch entstand (2017-18).
Dabei befassten sich die SORORITIES, gemeinsam mit anderen Expert:innen aus unterschiedlichsten Branchen, im Herbst 2017 und im Folgejahr intensiv mit sogenannten Stammtischweisheiten, Weiblichkeitsmythen und tradierten Vorurteilen in Bezug auf Feminismus und Geschlechterrollen.
„Mädchen können das nicht!“, „Frauen sind keine guten Chefs!“ oder „Sei doch nicht so hysterisch!“ sind so Phrasen. Damit wird oft versucht, ernsthafte Auseinandersetzungen mit sensiblen Themen einfach abzudrehen. Im Bemühen, zu ergründen, was hinter solchen Scheinargumenten steckt, wurde eine Reihe von Veranstaltungen zu verschiedenen Themenbereichen organisiert (Lesungen, Kabarett, Diskussionsformate uvm.) und schließlich ein Buch herausgegeben, in dem, analog zu den sexistischen Vorurteilen Fakten und Gegenargumente aufbereitet sind: “No more Bullshit! Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten” (Verlag Kremayr und Scheriau, 2018).
Federführend in diesem Projekt waren die damaligen Obfrauen der Sorority, Sandra Nigischer und Martina Schöggl. Mit diesem Buch wurden die Herausgeber*innen und Autor*innen vielfach als Redner*innen eingeladen, unter anderem zur Frankfurter Buchmesse. Zahlreiche deutschsprachige Medien berichteten über das Buch, das, wie die Journalistin Maria Motter schreibt, Kluge Antworten auf sexistische Sprüche bereitstellt. Im Buch skizzieren Sandra Nigischer und Martina Schlöggl auch Sinn und Zweck von THE:SORORITY, wenn sie schreiben:
„Frauen*netzwerke lassen sich “als Strategie gegen Ausschlüsse durch männlich geprägte Machtstrukturen verstehen. (….) Die Vorteile liegen auf der Hand: Gemeinsam lassen sich Probleme besser lösen, zu denen einem selbst vielleicht die Zugänge fehlen. Teamplayer*innen teilen Erfahrungen, die anderen bei der Entscheidungsfindung helfen, schärfen in Diskussionen Argumente und wägen Meinungen ab, bieten einander Hilfe an und holen sie ein, konsultieren im Netzwerk Expert*innen bei Fachfragen, knüpfen Kontakte und geben sie weiter oder tauschen frauenspezifische Informationen aus, etwa zu genderpolitischen Karrierefragen (…). Mit positiv gestimmten, konstruktiven und solidarischen Mitstreiter*innen im Rücken lassen sich Querschüsse von anderen Kolleg*innen oder Seilschaften außerdem besser verdauen.” (“Achtung, Bitch Fight”, in: No More Bullshit, S. 160ff)“
Ein weiterer Schwerpunkt in der Geschichte der Sorority war die Veranstaltungsreihe Who Cares? im Jahr 2020. Während der Corona Pandemie, bei der Frauen auch während der Lockdowns häufig den Löwenanteil der Betreuungs- und Pflegearbeit verrichteten (“zwischen Videokonferenz, Mittagessen kochen und den Kindern bei den Hausaufgaben helfen”, und “schlecht bezahlt, dafür als Heldinnen beklatscht in systemrelevanten Berufen von Supermarkt bis Krankenhaus”), organisierte das Netzwerk eine Reihe von Online Diskussionen und Veranstaltungen, in denen über unbezahlte Arbeit, Mental Health am Arbeitsplatz und die Auswirkungen der Pandemie auf die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern gesprochen und diskutiert wurde. Zu Fragen der Care Arbeit, Vereinbarkeit und Mehrfachbelastung von Frauen* sei auch noch die Facebook Gruppe m/others erwähnt, die aus der SORORITY entstand. Diese Themen werden aktuell außerdem analog im SORORITY Format The:Care Work diskutiert, hier wird in regelmäßiges Treffen ein Raum für all jene geschaffen werden, die sich aus feministischer Perspektive zu Themen wie Elternschaft, Vereinbarkeit, Familie, Mental Load, geschlechtssensible Erziehung und und und austauschen wollen.
Klassiker und neue FORMATE
Die zahlreichen Frauen* die im letzten Jahrzehnt ihre Ideen, Kompetenzen und auch Zeit und Energie in dieses Kollektiv der Sorority steckten (ehrenamtlich), all diese Personen organisierten zahlreiche Veranstaltungen, etablierten eine Reihe von Seminaren und Workshops, entwickelten verschiedenste Formate sowie eine beachtliche community in den Sozialen Medien.
Schon zu Beginn des Bestehens wurden Formate entwickelt, die sich bis heute erhalten haben: so etwa die monatliche Mitgliederversammlung, die nun Sisters Meet Up heißt, und noch immer als ein Herzstück der Sorority gesehen wird. Diese Treffen bieten, was über die Jahre ein zentrales Anliegen der SORORITY geblieben ist, nämlich Raum und Zeit für den Austausch in einem solidarischen Umfeld. Eine Besonderheit ist hier, dass auch Personen, die noch gar keine Mitglieder sind, daran teilnehmen können. Seit einiger Zeit wird in jedem SMU auch eine Gäst:in eingeladen und ein besonderes Thema in den Vordergrund gerückt.
Auch der monatliche feministische Buchklub – Salon Sorority oder berufsspezifische Workshops und Seminare gehören zu den Klassikern der SORORITY Veranstaltungen: etwa das Stimm- und Sprechtraining, das Argumentationstraining gegen Stammtischparolen, der CV Check oder ein Workshop zum Thema Gehaltsverhandlung. All diese Formate waren und sind sehr beliebt, sie sind für Mitglieder kostenlos.
Auch die Reihe Nom Nom gibt es bereits seit einigen Jahren – dort geben Expert*innen in Führungspositionen und Personalverantwortung Einsichten und Tipps für Berufseinsteiger*innen oder Personen, die in einer Branche neu Fuß fassen möchten.
Zu verdanken ist diese Fülle und Bandbreite an Veranstaltungen, Formate und Inputs zahlreichen Frauen, die ihr Engagement, Wissen und Erfahrungen in den vergangenen zehn Jahren im Vorstand, als engagierte MItglieder, Hosts, Expert*innen und oder in anderer Form in ie SORORITY eingebracht haben.
Namentlich erwähnt seien an dieser Stelle die Vorstandsfrauen, deren Zahl ebenfalls schon hoch ist – die SORORITY hat sich als Verein entschieden, einen großen Vorstand zu wählen, um einerseits die große Bandbreite abzubilden und andererseits im Sinne der Arbeitsteilung, da die Frauen* dort ausschließlich ehrenamtlich tätig sind.
- Gründungsvorständinnnen
- Katharina Brandl
- Therese Kaiser
- Vera Mayer
- Sandra Nigischer
- Martina Schöggl
- Sena Beganovic
- Carina Gastelsberger
- Evin Ersen
- Viktoria Stanzl
- Carmen Cirnfus
- Vorständ:innen aktuell
- Marta Suzama
- Katja Grafl
- Sibel Ada
- Marlene Fischer
- Natalie Atzenberger
- Rika Diana Mader
- Carina Gastelsberger
- Evin Ersen
- Viktoria Stanzl
- Carmen Cirnfus
- Vorständinnen (ehem.)
- Erza Aruqaj
- Magdalena Meergraf
- Maria Schreiber
- Stephanie Bondi
- Lisa Wölfl
- Isabella Ettmayer
- Barbara Hölzl
- Evin Ersen
- Viktoria Stanzl
- Carmen Cirnfus
- Vorständ:innen (ehem.)
- Noor Soliman
- Irina Frank
- Mercan Sümbültepe
- Micol Gilkarov
- Elena Starmühler
- Lisa Martha Janka
- Carina Gastelsberger
- Evin Ersen
- Viktoria Stanzl
- Carmen Cirnfus
Die zwei Vorstandsvorsitzenden von THE:SORORITY 2024, Katja Grafl und Marta Suzama sehen die Besonderheit des Netzwerks darin, kontinuierlich Räume, safer spaces, zu schaffen für den Austausch, die Diskussion und die Vernetzung. Besonders wichtig ist den beiden, die Angebote möglichst inklusiv und niederschwellig zu gestalten, und auch in der Kommunikation – siehe etwa die Blogbeiträge des neu gestalteten Magazins, einen intersektional feministisch Fokus zu stärken.
“Es hat alles Platz, ist ein lebender Organismus” beschreibt Marta Suzama THE:SORORITY, und ergänzt beschwingt: “Ich war noch nie nicht motiviert, ich hab immer Bock, und Montag, wenn wir Vorstandstreffen haben, ist mein Highlight, ich liebe es.” Die beiden Vorständinnen forcieren, dass die Themen aus der Community kommen, und es scheint, bei THE:Sorority können Frauen* sehr einfach eigene Ideen einbringen, Formate ausprobieren und aktiv werden.
THE:SORORITY Community
THE:SORORITY hat aktuell etwa 1.000 offizielle Mitglieder. Das Netzwerk ist darüber hinaus aber, mit Teilnehmenden an Veranstaltungen und aktiven Online Follower:innen um ein Vielfaches größer. Es gab bisher drei Mitgliederbefragungen, aus denen hervorgeht, dass der Altersschnitt der Befragten bei Mitte 30 liegt.
Eine Stärke THE:SORORITY Schwesternschaft ist, wie ein Mitglied schreibt, der “unglaubliche Zusammenhalt und Interaktion (auch online) zwischen den Mitgliedern; für mich der Inbegriff einer lebendigen Community”.
Einen Fokus auch auf digitale Räume für den Austausch untereinander gab es in THE:SORORITY seit Beginn ihres Bestehens: da war zuerst die Facebook Gruppe The Sorority mit inzwischen über 5.700 Mitgliedern. Die Reichweite auf Instagram, @solidarity_sisters, hat mit bereits über 8.500 Follower:innen jene auf Facebook sogar übertroffen. Erst seit kurzem auf LinkedIn vertreten, folgen THE:SORORITY auch dort fast schon 2.000 Personen.
In den Sozialen Medien werden nicht nur die diversen Events beworben oder ein Einblick in vergangene gegeben. Es werden auch Stellenanzeigen und andere relevante Informationen geteilt, nach Expert*innen gesucht, Arbeitserfahrungen diskutiert uvm.
Der “rege Austausch”, die “respektvolle Diskussionskultur” und der “niederschwellige Zugang” finden jedenfalls großen Anklang. Das ist sicherlich auch dem erklärten Zweck und den klaren Verhaltensregeln zu verdanken und einer raschen Reaktion, wenn jemand diese mal nicht befolgt. Denn auch die Online Kanäle der Sorority sollen einen “geschützten Raum für persönliche Überlegungen, Diskussionen oder Probleme ermöglichen”, mit inhaltlichen Schwerpunkten, die feministisch oder frauen*spezifisch sind. Das funktioniert sehr gut. Wie ein Mitglied schreibt: Ich mag [in der FB Gruppe] vor allem den offenen und respektvollen Umgang miteinander”
Was die SORORITY Community am Netzwerk schätzt und es für einzelne Personen bedeutet kommt in den Originaltönen am Besten zum Ausdruck – in Folge daher einige Zitate aus den Mitgliederbefragungen der letzten Jahre:
„Das Erleben von Solidarität hat mich als Mitglied und als Vorstand immer begleitet. Es macht mich glücklich, dabei sein zu können. Man bekommt was hinaus und gibt was hinein.” – Katja Grafl
Was gefällt dir an und bedeutet dir… Das alles ist die SORORITY!
Was bedeutet(e) SORORITY den Frauen und als Frauen gelesene Personen, die in den vergangenen zehn Jahren deren Veranstaltungen besucht, sich vernetzt, ausgetauscht und aktiviert haben? Das lässt sich gut an den Feedbacks aus den Mitgliederbefragungen herauslesen, aus denen hier ein kleiner, feiner Auszug folgt:
Ein ganz oft genannter Wert und eine geschätzte Erfahrung in Zusammenhang mit THE:SORORITY ist die Solidarität. Aber, “Wie geht Solidarität?”
-
-
- Sei anderen Frauen* eine Fürsprecherin, auch in deren Abwesenheit!
- Empfiehl Kolleg:innen weiter und erhöhe so ihre Sichtbarkeit!
- Stelle ihnen hilfreiche Leute vor!
- Hilf Jüngeren, Spielregeln im Job schneller zu durchschauen!
- Gib ehrliches Feedback!
- Biete Frauen* Rückhalt, wenn über sie gelästert wird!
- Verzichte auf frauen*spezifische Schimpfworte und Abwertungen!
- Unterstütze Frauen* in Meetings und wiederhole ihre guten Ideen!
- Hilf ihnen, gehört zu werden und nenne ihre Namen!
- Schlage Frauen* für offene Stellen, als Expert:innen oder Vortragende vor!
- Feiere Kolleg:innen, wenn sie erfolgreich sind!
- Erzähle Mädchen*, , dass sie nicht dünn, schön und nett sein müssen, um geliebt zu werden, wichtiger sind Macht, Intelligenz und Autonomie!
- Lege dein Veto ein bei sexistischen Phrasen, im Job, in der Familie und auf Social Media!
- Sei Teil eines Frauen*netzwerks und/oder schaffe dein eigenes!
-
Es zeigt sich, in den vergangenen zehn Jahren ist THE:SORORITY gewachsen, hat sich immer wieder neu definiert und entwickelt und ist auch heute noch als solidarisches Netzwerk ein sicherer Raum für Frauen und als Frauen gelesene Personen. Durch die Aktivitäten und das Engagement Vieler wurden und werden immer wieder wichtige Impulse gesetzt: ganz niederschwellig, für einzelne Mitglieder, wenn es um Unterstützung in der Jobsuche, Stärkung oder Know-how zu berufsrelevanten Themen geht. Aber auch, indem sich Frauen* aus den unterschiedlichsten Branchen und mit diversen Lebenserfahrungen über das Netzwerk kennen lernen, vernetzen und kooperieren. Die SORORITY stand und steht auch immer wieder für einen (fachlichen) Diskurs, der Benachteiligungen und Diskriminierungsmechanismen am Arbeitsmarkt und im Berufsleben aufzeigt und besprechbar macht, immer mit dem Anspruch, die Gleichstellung voranzutreiben. Das SORORITY Motto hat sich bewährt, in dem Sinne ein Hoch auf die nächsten Jahre: Solidarity, Sister!
Info und Quellen
1. Eine Form, wie die Vorstandsfrauen* die Anliegen und Wünsche von Mitgliedern regelmässig einholen ist die Sorority SURVEY, eine Online Umfrage die bisher dreimal durchgeführt wurde (2017, 2019, 2023).
Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten ” No More Bullshit) (Verlag Kremayr und Scheriau, 2018)
Instagram THE:Sorority
FM4 Kluge Antworten auf sexistische Sprüche
THE:SORORITY Alumnae
Feiere mit uns den Sorority Geburtstag und
sichere dir jetzt dein Ticket beim Feministival
Wann? // 08.11. & 9.11. 2024
Wo? // Am Grünen Prater 2, 1020 Wien (Südtribüne Trabrennbahn)