Lustige Frauen im Patriarchat: die Rolle der Steffi Stanković





„Frauen sind halt einfach nicht so lustig wie Männer“ 

„Wir haben einfach keine Frau für das Programm gefunden“ 

Aber stimmt das? Fakt ist, dass weiblich gelesene Personen in der Comedy-Branche, wie in vielen anderen Bereichen des Lebens, noch immer einen kleinen Teil der Künstler:innen ausmachen. Comedy ist in Österreich noch weitgehend eine Angelegenheit weißer Männer. Gibt frau in der Internetsuchmaschine ihres Vertrauens den Begriff „österreichische Comedians“ ein, erscheinen da zuerst und vorläufig Männer wie Alfred Dorfer, Josef Hader oder Gernot Kulis in den Suchergebnissen – jedoch kaum Frauen. Aber entspricht das wirklich der Realität? Gibt es kaum weibliche Künstlerinnen und Kabarettistinnen in Österreich? Das Gegenteil ist der Fall. Weibliche Comedians sind ebenso wie Frauen in anderen Branchen kaum sichtbar. Wir finden sie vor allem auf Stand-Up Bühnen oder in den sozialen Netzwerken. Genau wie unsere Gästin des Sorority Feministivals: Steffi Stanković. Zu ihr aber später mehr.  

Lustige Frauen im Patriarchat 


Auf Stand-Up Bühnen lassen sich zwei Dinge beobachten: zum einen, männliche Comedians mit frauenfeindlichen Inhalten, und eine als einzige Frau geladene Künstlerin, die um ihren Platz im Programm kämpfen musste. Sexismus ist hier leider auch Teil des Alltags, vor allem online.  Laut Regisseurin Marion Dimali ist das Comedy Publikum hauptsächlich weiblich, allgemein muss jedoch genau darauf geachtet werden, dass Männer auch „gut mitlachen können“. Denn angeblich machen Frauen ja Witze für Frauen („Frauensache“), Männer jedoch machen Witze für Menschen. Weiblicher Content wird von Männern noch immer weniger bis kaum konsumiert. Das muss sich dringend ändern. Weiblichen Comedians mehr Raum und (Bildschirm)Zeit zu geben, wäre hier schon mal ein Anfang. Frauen in der Comedy Szene sollten nichts Besonderes mehr sein, sondern zum Alltäglichen mitgezählt werden.  

Das Patriarchat hat nach wie vor ein Problem mit witzigen Frauen. Denn Humor bedeutet Macht. Es ist eine besondere Fähigkeit, Menschen zum Lachen zu bringen, die Frauen in einer männerdominierten Welt nicht zugestanden wird. Weil dann wären sie nicht mehr die Zielgruppe, sondern echte Konkurrenz. Sie sollen bitte nur über die Witze von Männern lachen, denn Frauen die Witze machen gelten als „unsexy“, so hat es schon Oscar Wilde formuliert. Und dieser Stereotype bewährt sich bis heute: eine 2019 durchgeführte Studie im Arbeitskontext fand heraus, dass Frauen, die Witze machen, eher als inkompetent wahrgenommen werden. Kein Scherz. 

Wobei nicht nur das Lachen dem Patriarchat ein Dorn im Auge ist, sondern auch die Botschaft des Witzes. Humor kann bestens genutzt werden, um die Botschaft des Feminismus zu verbreiten und auf die Missstände des Patriarchats aufmerksam zu machen. Alle Mittel sind recht im Kampf für Gleichberechtigung. Humor verbindet Menschen – oft leichter als nach der Empathie der Männer zu fragen. 

Es wirft weiterhin wichtige Fragen auf: 

Warum trauen wir es Frauen immer noch nicht zu, ein großes Publikum zum Lachen zu bringen? 

Warum stellen männlich geführte Medien weiterhin hauptsächlich Männer in den Mittelpunkt mit voller Unterstützung? 

Dabei gibt es keine nachvollziehbare Begründung oder wissenschaftliche Fakten, die belegen, dass Frauen hierbei einen schlechteren Job machen. Wenn wir die Welt der Streamingdienste als Beispiel nehmen, sieht man anhand der erfolgreichen Amazon-Serie „The Marvelous Mrs Maisel“, dass Comedy aus der weiblichen Perspektive sehr wohl funktioniert. Auf Netflix wird auch mehr und mehr Raum für weibliche Comedians gegeben, beispielsweise für Iliza Shlesinger, Ali Wong, Taylor Tomlinson und Enissa Amani. Gleichzeitig sind weiterhin Programme von Männern wie Louis C.K.s beim Streamingdienst erhalten, dessen sexuelle Übergriffe in der #metoo-Bewegung bekannt wurden. Ein ausgewogenes und vielfältiges Bild wird hierbei noch immer nicht vermittelt. Vor allem gibt es wenig Sichtbarkeit für queere Darsteller:innen, sowohl on- als offline. Das möchte unsere Gästin schnellstens ändern.  

Die Rolle von Steffi Stanković 


Meine Freiheit ist auch deine Freiheit.


Steffi hat sich getraut, was bei vielen von uns Angstschweiß auslöst: im Rampenlicht auf einer Bühne zu stehen und ein (großes) Publikum zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Dabei ist Steffi nicht nur eine Stand-Up-Comedian, sondern versteht sich aus als (Trans-)Aktivistin und arbeitet auch als Model. Ein schönes Multi-Talent  

Ursprünglich aus Serbien und nun in Wien lebend, setzt Steffi sich seit über 10 Jahren mit ihrem selbstbewussten Auftreten für mehr Sichtbarkeit für Transmenschen ein. Ihre Anliegen vertritt sie mit ihrer Comedy, Workshops mit Jugendlichen oder Studierenden, mit Content-Kreationen (online oder redaktionell), sowie dem Modelling. Dabei diskutiert Steffi rund um das Thema Geschlecht und Gleichberechtigung auf gesellschaftlicher, politischer und privater Ebene. Dieses Jahr wurde sie für ihre herausragende Arbeit für die LGBTQ+ Community mit dem Tuntenball Courage Award ausgezeichnet. Wir gratulieren, und freuen uns schon riesig. Steffi bei unserem 10-jährigen Feministival dabei zu haben! 

Ein diverses Line Up und weibliche Comedians sind so wichtig für unseren Humor: je unterschiedlicher die Stimmen auf der Bühne, desto mehr Einblicke erhalten wir in ihre Lebensrealitäten. Die weibliche sowie queere Sichtweise ist wichtig für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft, und muss sichtbar(er) gemacht werden.  Sie sind genauso Teil der Gesellschaft, wie die vielverbreitenden männlichen Sichtweisen. Und je mehr Frauen auf Bühnen sichtbar sind, desto mehr weibliche Vorbilder gibt es, die (hoffentlich) anderen Frauen Mut machen werden, den Schritt ins Rampenlicht zu wagen. Damit wir dann endlich nicht mehr von „female comedy“, sondern einfach Comedy sprechen können. Platz gibt es ja genug!



geschrieben von Kerstin Kraus








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Wann? // 08.11. um 17:30

Wo? // Feministival Main Stage

Steffi Stanković ist Österreichs Antwort auf die Frage, was passiert, wenn man sieben Jobs, Talent und eine unerschütterliche Hingabe zum Humor kombiniert. Model, Trans-Aktivistin, und Stand- Up Comedian der besonderen Art treibt dir definitiv Lachtränen ins Gesicht.