Unsere erste Hero:ine of the Month im neuen Jahr ist ein wahres Allround-Talent





Daddy Nox is in da House!


In das neue Jahr starten wir mit einer ganz besonderen Hero:ine oft he Month: Drag Race Gewinnerin Pandora Nox. Die talentierte Performancekünstlerin ist nicht nur Gewinnerin der allerersten „Drag Race Germany“-Staffel, einem Ableger des US-amerikanischen „RuPauls Drag Race“ aka dem Runiverse. Sie ist auch noch die erste cis Frau, die damit weltweit ein Drag Race gewonnen hat (also eine Frau, der bei ihrer Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde und die sich auch als weiblich identifiziert, Anm. d. Red.).

Allein dafür lohnt es sich, die gebürtige Österreicherin zu feiern. Doch Pandora ist so viel mehr. Auf ihrer Homepage bezeichnet sie sich als „Super Woman“. Berechtigt, denn sie ist Tänzerin, Choreographin, Contortionist, Make-up Artist, Drag Artist und DJane. Dem möchte ich noch Lip Sync-Assassin, Runway-Legend und Feministin hinzufügen. Letzteres hat sie mir in unserem Interview verraten. Aber fangen wir am Anfang an:



1. Bei „Drag Race Germany“ sprichst du davon, dass es von dir und deinem Umfeld nie hinterfragt wurde, dass du als cis Frau Drag machst, jetzt bist du als erste AFAB-Queen (assigned female at birth, Anm d. Red.) gekürt worden. Was bedeutet dir der Sieg? Ist es für dich persönlich wichtig „Drag Race“ als cis Frau gewonnen zu haben oder spielt es für dich persönlich eher weniger eine Rolle?

Der Sieg bedeutet mir sehr, sehr viel. Natürlich aus persönlichen Gründen und auch aus repräsentativen Gründen. Theoretisch sollte es überhaupt keine Rolle spielen, dass ich eine cis Frau bin, weil bei Drag geht es absolut nicht um das Geschlecht. Aber es gibt natürlich noch viele, die anderer Meinung sind oder die Drag per se als etwas wahrnehmen, was halt cis Männer machen, die sich – unter Anführungszeichen – als Frau verkleiden. Und deswegen spielt es in dieser Hinsicht dann doch eine wichtige Rolle, um genau auf das Thema aufmerksam zu machen, dass es eben keine Rolle spielen sollte.




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2. Was war dein liebster Drag-Moment bei „Drag Race Germany“? (Meiner: Dein Schlangenauftritt!!!)

Meine Lieblings-„Drag Race“-Momente waren auf jeden Fall meine zwei Lip syncs. Einfach aus dem Grund, dass ich endlich die Möglichkeit bekommen habe, das zu machen, was ich so sehr liebe in Drag und zwar performen. Die ganzen Challenges, die wir so hatten, sind zwar alle super und lustig – vor allem die Comedy-Challenges (mit leicht ironischen Unterton, wer „Drag Race“ gesehen hat, weiß, dass die Comedy-Challenges nicht zu Pandoras liebsten Challenges gehört haben, Anm. d. Red.)  –, aber es nicht wirklich etwas, was wir so machen, wenn wir in Drag unterwegs sind.


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3. Von der Jury und den anderen Queens wurde dir immer wieder vermittelt, dass du deine Gefühle nicht ausreichend zeigst (cis Frauen hören ständig den Vorwurf entweder Dramaqueens oder Eisköniginnen zu sein). Was hat das mit dir gemacht? Fandest du es gerechtfertigt?

Was mich daran gestört hat, ist, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, um Gefühle zu zeigen. Bei mir war es halt nicht rumheulen und rumschreien, sondern ich zeige meine Gefühle anders. Zum Beispiel: Es stecken ganz, ganz viele Emotionen in meinen Performances oder in meinen Runways-Looks drinnen. Da steckt halt alles von mir drinnen und man muss da ein bisschen mehr zwischen den Zeilen lesen. Es ist halt nicht meine Art und Weise, dass ich über alles Mögliche lautstark heule oder schreie. Das bedeutet aber nicht, dass ich deswegen weniger emotional bin, ganz im Gegenteil. Ich bin sogar ein hochsensibler Mensch und mir gehen sehr viele Dinge wahrscheinlich sogar näher als anderen. Und deswegen: Ich fand es absolut nicht gerechtfertigt.  



4. Wie ging es dir damit vor der Kamera über sehr persönliche Momente zu sprechen?

Lustigerweise eigentlich sehr gut. Dadurch, dass man die ganze Zeit gefilmt wird, nimmt man die Kamera als nichts Außergewöhnliches wahr, sondern sogar teilweise als Safe Space. Es fällt einem teilweise sogar leichter, über bestimmte persönliche Dinge zu reden, über die man mit anderen Menschen eher nicht sprechen würde. Zum Beispiel die Fälle von Übergriffen, die ich erlebt habe. Da ist es mir im Privatleben bis vor „Drag Race“ sehr, sehr schwergefallen, da drüber zu reden, besonders mit Familie usw. Und vor der Kamera ist es lustigerweise leichter gegangen, aber wahrscheinlich deswegen, weil es sich anonymer anfühlt.



5. Würdest du dich als (queere) Feministin bezeichnen? Warum/ Warum nicht?

Ich glaube es ist eher das, wer sich nicht als Feminist*in bezeichnen würde, sollte mal so ein bisschen die eigenen Prinzipien hinterdenken, weil ich finde, jede*r sollte es bis zu einem gewissen Grad sein. Einfach, weil es halt offensichtlich ist, dass FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen, Anm. d. Red.) generell sehr viel Benachteiligung usw. erleben und da nach wie vor viel gemacht gehört. Und jeder, der das nicht tut, ist ein Arschloch.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer, dass Pandora Nox ein unglaublich toller Mensch ist, die sich für viele gute Sachen einsetzt, wie vaginale Gesundheit, Tiere und Drag Kings. Sie ist eine Dragperformerin der Extraklasse und der beste Beweis, dass Drag nicht nur für cis Männer ist. Drag kennt kein Geschlecht, im Gegenteil: Es hinterfragt Geschlechtlichkeit und gängige Stereotype.







Geschrieben von Corinna Saal








Quellen und Infos

Interview vom 20.12.2023

Website Pandora Nox

Instagram Pandora Nox 

Wiki Pandora Nox

Kurier Siegerin von “Drag Race Germany” ist eine Frau

Out Magazine Rupauls’ dragrace first cisgender woman winner

Foto: Pandora Bösmüller/Pandora Nox