Deine Tipps für eine erfolgreich Gehaltsverhandlung


Im Zuge unseres monatlichen Sisters Meet Ups hatten wir die Möglichkeit mit Barbara Pöll über das Thema „Gehalt verhandeln“ zu sprechen. Barbara ist Sozialwissenschaftlerin, hat unter anderen einen arbeitsmarktpolitischen Verein für geflüchtete junge Frauen* aufgebaut, als Sozialunternehmerin ein Lokal in der Josefstadt geführt und leitet aktuell die Projekt- und Programmabteilung des Österreichischen Frauenfonds. Dort setzt sich unter anderem für die Förderung der ökonomischen Unabhängigkeit von Frauen* ein und widersetzt sich regelmäßig Mythen wie “Frauen* unterstützen sich nicht gegenseitig” oder “Frauen verhandeln einfach schlechter”. Denn: Dem widersprechen die Fakten nämlich und es gibt selten einfache Erklärungen für komplexe Fragestellungen. Wir haben uns für euch Tipps für eine gelungene Gehaltsverhandlung geholt.

Gehalt verhandeln

In Österreich verdienen Männer 18,4 % mehr als Frauen*. Die Gründe für diese Ungerechtigkeit sind vielfältig. Frauen arbeiten öfter in Branchen und Berufen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten, haben geringere Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, kommen somit seltener in Führungspositionen und arbeiten viel in Teilzeit. Zudem übernehmen Frauen den Großteil an unbezahlter Arbeit durch Betreuungsverpflichtungen und Care Arbeit. Ein großer Teil der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede fußt jedoch nicht auf diesen strukturellen Problemen. Für die gleiche oder gleichwertige berufliche Tätigkeit erhalten Frauen in Österreich häufig weniger Gehalt!

In einer nicht repräsentativen Befragung gaben 32% der Männer an, innerhalb von 5 Jahren zweimal eine Gesamtverbesserung beim Gehalt erzielt zu haben. Gleiches gilt für nur 22 % der Frauen.
Eine gelungene Gehaltsverhandlung wird den Gender Pay Gap nicht schließen, aber es kann ein grundlegender Hebel in deiner ganz persönlichen beruflichen Lage sein, um bessere Ergebnisse für deine finanzielle Unabhängigkeit zu erzielen.



Eine gute Vorbereitung ist entscheidend 

Egal, ob du gerade aktiv auf Arbeitssuche bist oder versuchst in dem Job, in dem du bist aufzusteigen oder dein Gehalt nachzuverhandeln- die Basis einer jeden gelungenen Gehaltsverhandlung ist eine Vorbereitung. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Frauen dazu neigen ihre Leistungen tendenziell zu unterschätzen. Eine falsche Bescheidenheit ist, wenn es um dich und dein Gehalt geht wenig hilfreich. Oft hilft es sich vorzustellen, man verhandle das Gehalt der besten Freundin. Würde man für sie nicht auch das Maximum herausholen? Versuche dir vorzustellen, du gehst an ihrer Stelle als Verhandlerin für sie in ein Gehaltsgespräch. Wie würde das Profil der Person aussehen, das du dazu erstellst? Dieser Trick hilft es, Emotionen, die oft eng verwebt mit Angst- und Unsicherheitsgefühlen außen vor zu lassen und einen pragmatischen Blick zu schulen.

Darüber hinaus hilft eine Achievement-Mappe. Welche Meilensteine hast du auf dem Weg bereits erreicht? Es hilft sich so zu gegenwertigen, was man zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat und seine Leistungen zu dokumentieren.



Ein Plan B

Neben deinen Leistungen, kannst du mit einem guten Argumentationsgeschick deine Position stärken. Sei vorbereitet auf mögliche Argumente deines Arbeitgebers, die Gehaltserhöhung auszuschlagen. Das Unternehmen hat kein Budget? Fine, was könnte sich für dich als Benefit stattdessen ausgehen? Alternativ haben Unternehmen zusätzliche Anreize, die nicht zwingend monetär sein müssen und vielleicht auch steuerfrei sein können. Ob Voucher, Firmenwagen, ein Öffi-Ticket, Bonuszahlungen, Weiterbildung aller Art (Kurse, Seminare, …) was hat das Unternehmen für dich, das deine Situation verbessern könnte. Mache dir dazu unbedingt vor einer Verhandlung Gedanken. Je konkreter du weißt, was du willst, umso besser kannst du darum auch verhandeln.

Okay, gut, wenn wir jetzt da anstehen und es ist budgetär nicht mehr möglich dieses Jahr, was gibt es denn für Alternativen?

 

Nutze deine Vorteile

Du bist schon lange im Unternehmen? Dann kennst du die Person, mit der du verhandelst bereits. Das verschafft dir einen Vorteil. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du mit einem Mann über dein Gehalt verhandeln musst. Ist er beispielsweise Jemand, der Frauen unterbricht? Du kannst dich im Vorfeld mental auf diese Verhaltensweisen einstellen und in der Situation ruhig und besonnen (re)agieren.

Sammle Informationen

Viele wissen gar nicht, was die Kolleg:innen verdienen. Die Tatsache, dass wir gelernt haben über Geld nicht zu sprechen, trägt auch dazu bei, dass Gehaltsunterschiede freies Spiel haben.
Studien belegen, Länder, die auf gesetzlicher Ebene auf Gehaltstransparenz setzen, konnten dem Gender Pay Gap verringern. Oft erscheint es schwierig zu bemessen, was ein „normales“ Gehalt ist. Frage die Person, die in einem ähnlichen Bereich arbeitet was sie verdient. Ein solidarischer Umgang miteinander hilft am Ende allen. Es gibt auch unterschiedliche Gehaltrechner, die einen Richtwert ermessen und eine erste Orientierung bieten können.

Einen geeigneten Zeitpunkt finden

Gerade bei größeren Konzernen ist es häufig so, dass es immer wieder bestimmte Settings gibt für Nachverhandlungsrunden. Das können beispielweoise jährliche Mitarbeiter:innengespräche sein oder Anlässe einer neuen mittelfristigen Projektplanung. Du kannst im Zuge dessen dein Thema der Gehalts(nach)verhandlung auf die Agenda setzen und deinen Wunsch offen kommunizieren. Hilfreich ist es hier dein Vorhaben und Gespräch schriftlich festhalten und mit Terminen fixieren, wann erneut über dein Anliegen gesprochen werden kann. Hier kommt wieder deine Achievement-Mappe zum Einsatz mit der du besser argumentieren und darlegen kannst, was du dem Unternehmen gebracht hast und welchen Mehrwert du noch weiterhin für das Unternehmen bringen wirst. Der Arbeitgeber sieht so auch, dass du nicht ausschließlich von deiner Verhandlung profitieren willst, sondern auch weiterhin engagiert und motiviert bleibst und dem Unternehmen etwas zurückgibst.

 

 

 

Wann können wir denn dann das Gespräch führen zum Gehaltsthema? Ich würde mich da wirklich freuen drüber und ich möchte gerne einen Termin fixieren.


Das richtige Mindset

Wenn du einen Spitzen-Job abgeliefert hast, dann ist es für das Unternehmen immer günstiger dir mehr zu zahlen und auf deine Wünsche und Forderungen einzugehen. Vergiss nicht, dass du Verhandlungsmacht hast. Kenne deinen Wert und gehe selbstbewusst an die Sache heran.

 

 

 

Info und Quellen

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